100 Jahre Pétanque 1907 – 2007  
Wie alles begann  

Bereits im Altertum kannte man ein dem Pétanque ähnliches Spiel, wobei die Griechen runde Steine, die Römer mit Eisen beschlagene Holzkugeln verwendeten. Bei den Griechen warf man die Kugeln so weit wie möglich, bei den Römern so genau wie möglich. Die Römer sind also in gewisser Weise die Erfinder der Zielkugel, des „Schweinchens“. Nach den Einfällen der Barbaren geriet das Spiel in Vergessenheit und tauchte erst im Mittelalter wieder auf. In Frankreich wurden die Boulespieler damals „Bouleurs“ genannt. Das Spiel fand allmählich einen derartigen Anklang, dass es im 14. Jahrhundert von Karl IV. und von Karl V. verboten wurde! Die Herrscher waren es leid, dass ihre Untertanen dem Boulespiel frönten, anstatt den Umgang mit Pfeil und Bogen zu üben.

Im 16. Jahrhundert wurde das Boulespiel dann von Papst Julius II. gefördert, der den Kirchenstaat zur größten Macht in Italien machen wollte.

Er versammelte die besten Spieler im Staat, und seine beeindruckende „Steinwerferkompanie“ war sowohl den Franzosen als auch den Venezianern und den Spaniern haushoch überlegen. Im Lauf der französischen Feldzüge in Italien kam das Boulespiel wieder nach Frankreich. Der berühmte Schriftsteller und Humanist François Rabelais meinte dazu: „Das Boulespiel ist gut gegen Rheuma und alle möglichen anderen Leiden, und es ist für Menschen aller Altersstufen geeignet, vom Kind bis zum Greis.“.

Das Boulespiel wurde immer beliebter, vor allem in Frankreich und in Italien, wobei sich allmählich Unterschiede herauszubilden begannen. In Frankreich beschlug man die Holzkugeln mit Nägeln, jenseits der Alpen färbte man sie ein.

1629 wurde das Boulespiel in Frankreich erneut verboten, und zwar auf Betreiben der Hersteller von Paume-Schlägern (den Vorläufern der Tennisschläger), die um ihre Einnahmen fürchteten. Aber das Verbot wurde kaum beachtet. Abseits der Öffentlichkeit wurde weiterhin Boule gespielt, vor allem in den Klöstern. Dabei entstanden auch die ersten überdachten Bouleplätze. Bereits ein paar Jahre später wurde das Verbot wieder aufgehoben.

1792 starben bei einer Boulepartie in Marseille 38 Menschen! Es handelt sich dabei keineswegs um ein Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, obwohl durchaus Kanonenkugeln im Spiel waren. Soldaten hatten nämlich in einem Kloster, in dem auch Pulverfässer lagerten, mit Kanonenkugeln Boule gespielt!

Das Pétanque genannte Spiel ganz ohne Anlauf gibt es erst seit 1907. Die Bezeichnung stammt vom provenzalischen Ausdruck „ped tanco“, was so viel wie „mit geschlossenen Füßen“ bedeutet. Das Spielfeld ist kürzer und die Kugeln werden ohne Anlauf aus einem Kreis heraus geworfen.

Das Spiel fand rasch großen Anklang. Schon 1908 wurden in dem kleinen Städtchen La Ciotat östlich von Marseille die ersten Turniere veranstaltet. Ein paar Jahre zuvor hatte ein aus dem Elsass stammender Händler namens Félix Rofritsch in seiner Marseiller Werkstatt in der Rue des Fabres seine ersten genagelten Boulekugeln hergestellt. So begann die Geschichte des Unternehmens La Boule Bleue.

Sowohl in Frankreich als auch in anderen Ländern gibt es noch viele andere Arten von Wurf- und Geschicklichkeitsspielen mit Kugeln aus Stein, Holz und Ton und mit anderen Regeln als Pétanque: Boule Lyonnaise, Boccia, Bowls usw.

Quelle BaWü-Homepage http://www.petanque-bw.de/